Rede der DGB Jugend Sachsen – Kerstin Achtmann

Liebe Kolleginnen, liebe Mitmenschen,

der 8. März ist nicht nur ein Feiertag für uns, sondern vordergründig ein Kampftag.

Mein Name ist Kerstin, ich bin ehrenamtlich in der Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes aktiv und stehe deshalb hier und heute stellvertretend für alle Mitglieder der gesamten DGB-Jugend Sachsen.

Deshalb möchte ich in dieser Rede zwei Auszubildende in Form von Zitaten sprechen lassen. Sarah und Vivien kommen aus Zwickau und sind junge Frauen in der Berufsausbildung.

Für Sarah besteht die größte Benachteiligung im Berufsleben in der strukturellen Benachteiligung von Frauen im beruflichen Aufstiegsprozess. Sie empfindet es als absolute Ungerechtigkeit, dass sie allein aufgrund ihres Geschlechts geringere Chancen auf höhere Arbeitsstellen hat als ihre männlichen Kollegen. Sie betont aber zugleich, dass es nicht ausreichen wird, die Aufstiegschancen selbst anzugleichen. Zusätzlich muss dafür gesorgt werden, dass der ungleichen Bezahlung zwischen Männern und Frauen auf den gleichen Arbeitsstellen endlich ein Ende gesetzt wird.

Vivien, eine weitere Auszubildende, beschäftigt außerdem in ihrem Arbeitsalltag die ständige sexuelle Belästigung, die sie und ihre Kolleginnen ertragen müssen. Es beginnt bereits mit Verniedlichungen der weiblichen Azubis und geht bis hin zu Witzen über die Azubis, wie gut sie doch dafür geeignet wären, einen „ganz besonderen Job“ unterm Bürotisch auszuüben.

Und auch wenn meine begrenzte Redezeit mir nur diese beiden Zitate erlaubt, so müssen wir hier und heute klar machen – Das sind keine Einzelfälle – wir reden von einem System!

Als DGB-Jugend kämpfen wir mit Tarifverträgen, in denen „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gilt, stilecht gegen die Gläserne Decke an.

Auch bei sexueller Belästigung schieben wir als DGB-Jugend einen Riegel vor und sagen klar und deutlich „Mach meine Kollegin nicht an!“

Aber nicht nur die Unternehmen, die über unsere Löhne und Beförderungen entscheiden und unsere Kollegen, die regelmäßig die Grenzen des Respekts gegenüber uns Frauen überschreiten, werden heute adressiert.

Die Bundestagswahlen sind vorbei, die Politiker:innen führen aktuell Sondierungsgespräche. Dieses Momentum nutzen wir heute und auch am 15.3., wenn wir erneut gemeinsam in Leipzig auf die Straße gehen. Auch die Politiker:innen an ihren Verhandlungstischen sollen sehen, dass wir alle für unsere Rechte als Frauen auf die Straße gehen, wir machen ihnen mit unserer Stärke auf der Straße klar – WIR werden NICHT aufhören zu kämpfen, bis die vollständige Gleichberechtigung für UNS erkämpft ist!

Lassen wir sie hören, dass sie mit uns zu rechnen haben! Für gleiche Rechte, gleiche Löhne und gleiche Chancen – heute laut, morgen konsequent!

Und weil der vergangene Bundestagswahlkampf leider von dem Thema „Migration“ geprägt war – wir als DGB Jugend haben hier übrigens von Anfang an gesagt „Stoppt den Migrations-Wahlkampf“, – aber er wurde leider nicht gestoppt, stattdessen wurden zusätzlich wir Frauen instrumentalisiert. Politiker saßen in Talk-Shows und meinten, mit ihrer Politik gegen migrantische Menschen ja auch uns Frauen zu schützen und dafür zu sorgen, dass wir auf den Straßen als Frauen sicherer sind.

Deshalb habe ich ein kleines Gedankenspiel für euch mitgebracht: Stellt euch vor, ihr lauft nachts alleine von eurer Tramhaltestelle nach Hause. In eurer unmittelbaren Nähe taucht eine Gruppe migrantisch gelesener Frauen auf. Wie fühlt ihr euch? Würde euch in dieser Situation angst und bange werden? Ne? – mir auch nicht und deshalb liegt doch ein Gedanke ganz nah: Vielleicht haben wir ja gar kein Problem mit Migration, sondern ein Problem mit Männlichkeit!

 

Speech by the DGB Youth Saxony – Kerstin Achtmann

Dear colleagues, dear fellow people,

March 8 is not just a public holiday for us, it is primarily a day of struggle.

My name is Kerstin, I am a volunteer in the youth organization of the German Trade Union Confederation and therefore stand here today on behalf of all members of the entire DGB Youth Saxony.

That is why I would like to let two apprentices speak in this speech in the form of quotes. Sarah and Vivien come from Zwickau and are young women in professional training.

For Sarah, the biggest disadvantage in professional life is the structural discrimination against women in the career advancement process. She feels it is an absolute injustice that she has fewer opportunities for higher positions than her male colleagues simply because of her gender. At the same time, however, she emphasizes that it will not be enough to equalize promotion opportunities. In addition, it must be ensured that the unequal pay between men and women in the same jobs is finally put to an end.

Vivien, another apprentice, is also concerned about the constant sexual harassment that she and her colleagues have to put up with in their day-to-day work. It starts with belittling the female apprentices and extends to jokes about how well suited they are to doing a “very special job” under the office desk.

And even if my limited speaking time only allows me these two quotes, we must make it clear here and now – these are not individual cases – we are talking about a system!

As DGB Youth, we are fighting against the glass ceiling with collective agreements in which “equal pay for equal work” applies.

As DGB Youth, we also put a stop to sexual harassment and clearly state “Don’t hit on my colleague!”

But it’s not just the companies that decide our wages and promotions and our colleagues who regularly overstep the boundaries of respect for us women that are being addressed today.

The federal elections are over and politicians are currently holding exploratory talks. We are using this momentum today and also on March 15, when we will once again take to the streets together in Leipzig. The politicians at their negotiating tables should also see that we are all taking to the streets for our rights as women, we will make it clear to them with our strength on the streets – WE will NOT stop fighting until full equality is won for US!

Let them hear that they have to reckon with us! For equal rights, equal wages and equal opportunities – loudly today, consistently tomorrow!

And because the last Bundestag election campaign was unfortunately dominated by the issue of migration – by the way, we as DGB Youth said “Stop the migration election campaign” right from the start – but unfortunately it was not stopped, instead we women were also instrumentalized. Politicians sat on talk shows and thought that their policies against migrants would also protect us women and ensure that we are safer on the streets as women.

That’s why I’ve brought a little thought experiment for you: Imagine you’re walking home alone from your bus stop at night. A group of migrant women appears in your immediate vicinity. How do you feel? Would you be scared in this situation? No? – I wouldn’t either, which makes me think: maybe we don’t have a problem with migration at all, but a problem with masculinity.