Ehrenbürger:innen der Stadt Leipzig

Von 1832 bis zum Mai 2022  hat die Stadt Leipzig 89 Ehrenbürger ernannt. 6 von ihnen wurde diese Auszeichnung wieder aberkannt. Das Ehrenbürger:innen-Recht ist die höchste Auszeichnung der Stadt Leipzig. Verliehen wird es an natürliche, lebende Personen, die sich in herausragender Weise um Mitmenschen, um das Gemeinwohl, um die Stadt Leipzig, ihr Ansehen oder ihre Entwicklung verdient gemacht haben. Der Vorschlag kann von jeder natürlichen oder juristischen Person, von Verbänden oder sonstigen Vereinigungen eingereicht werden – und ist schriftlich an den/die Oberbürgermeister:in zu richten und muss hinreichend begründet sein.

Hier der Link auf Leipzig.de:
https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/unsere-stadt/auszeichnungen-und-ehrungen/leipziger-ehrenbuerger

Erst am 24. 10. 2022 wurde die erste Ehrenbürgerin Leipzigs benannt:
Channa Gildoni
 

Da bis zu diesem Zeitpunkt nur männliche Ehrenbürger ernannt wurden und dies ein starkes Ungleichgewicht darstellt, die Leistungen von Frauen betreffend, die hier in keiner Weise gleichwertig gewürdigt wurden, schlägt die AG Frauenprojekte für jeden aktuellen eingereichten Vorschlag zudem eine weitere Frau vor, die die Ehrenbürger:innen-Würde der Stadt Leipzig verdient hätte. Geplant ist ein Vorschlag monatlich ab Januar 2023.

Vorschläge für die Verleihung der Ehrenbürger:innen-Würde der Stadt Leipzig:

Prof.in Dr.in Ilse Nagelschmidt

Ilse Nagelschmidt, geboren 1953 in Leipzig; promovierte nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik 1983 über „Das Bild der Frau in der DDR-Literatur der fünfziger und sechziger Jahre“. Acht Jahre später habilitierte sie zu „Frauenliteratur der DDR – soziales und literarisches Bedingungsgefüge, Wesen und Erscheinungsformen – untersucht an epischen Werken der DDR-Literatur in den siebziger und achtziger Jahren“. 1996 wurde sie Professorin für Neueste deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Sie forschte hauptsächlich zu DDR-Literatur und Deutsch-Deutscher Literatur nach 1989.
Von 1994 bis 2002 war Ilse Nagelschmidt Gleichstellungsbeauftragte der Universität Leipzig; bis 2010 Gleichstellungsbeauftragte der Philologischen Fakultät. Von 2002 bis 2004 war sie Leiterin der Leitstelle für Fragen der Gleichstellung von Frau und Mann im Sächsischen Staatsministerium für Soziales in Dresden. 2005 gründete sie das Zentrum für Frauen-und Geschlechterforschung der Universität Leipzig (FraGes), das sie als Direktorin bis 2018 leitete. Zusammen mit Prof.in Dr.in Barbara Drinck arbeitete sie an der Neugestaltung des Gender Glossars an der Universität Leipzig.
Ilse Nagelschmidt ist seit 2020 emeritierte Professorin. Mit ihrer Arbeit an der Universität Leipzig und auch darüber hinaus leistete sie jahrzehntelang Pionierarbeit und einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter im akademischen Kontext, der bis heute Spuren im universitären Alltag hinterlässt.

 


Ebenso hätten die Ehrenbürger:innen-Würde verdient:

Prof.in Dr.in phil. habil. Eva Lips

Eva Lips (geboren am 6. Februar 1906 in Leipzig; gestorben am 24. Juli 1988 in Leipzig) war Ethnologin und die zweite Frau mit einer ordentlichen Professur an der Universität Leipzig. 1906 in Leipzig geboren, studierte sie ab 1928 Völkerkunde in Köln, Bonn, Paris und New York und beschäftigte sich vor allem mit der Erforschung der Ureinwohner:innen Nordamerikas. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Eva Lips und ihr Mann Julius Lips aufgrund ihrer Positionierung gegen den unverhüllten Rassismus in der Völkerkunde politisch verfolgt. Sie emigrierten 1934, nachdem ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannt wurde, über Frankreich nach New York. Dort arbeitete Eva Lips als Assistentin von Julius Lips an verschiedenen Universitäten und Colleges in New York und Washington und hielt ebenso Vorlesungen. Beide forschten zusammen intensiv zu den Ureinwohner:innen Nordamerikas. Eva Lips und ihr Mann waren zudem engagiert antifaschistischen Widerstand.
1948 kehrten Eva und Julius Lips nach Leipzig zurück, wo Julius Lips die Geschäftsleitung des Instituts für Ethnologie übernahm. Nach seinem Tod 1950 wurde diese Aufgabe Eva Lips übertragen. Sie führte hier ihre eigene wissenschaftliche Karriere fort, promovierte und habilitierte zum Ojibwa-Stamm in Nordamerika. 1960 folgte schließlich ihre Berufung zur Professorin mit vollem Lehrauftrag, 1966 zur Professorin mit Lehrstuhl. Eva Lips starb 1988 im Alter von 82 Jahren.
Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit war Eva Lips bemüht, das vorherrschende klischeehafte Bild der Ureinwohner:innen zu korrigieren. So schrieb die Ethnologin zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher über Native Americans. Mit ihren Veröffentlichungen, in denen sie unter anderem für Maßnahmen zum Erhalt des Weltkulturerbes plädierte oder gegen den Eurozentrismus intervenierte, wurde sie international bekannt.