Reden/Speeches

 
Redebeitrag: Omas gegen Rechts

Liebe Anwesende!

Der heutige 25. November ist der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“.Die aktuelle politische und gesellschaftliche Debatte will uns glauben machen, dass die Gewalt an Frauen von den sogenannten, migrantisch gelesenen „Messermännern“ ausgeht. Sie will uns einreden, dass unsere Welt sicherer werde, wenn ein paar Menschen an den Grenzen aus dem Verkehr gezogen würden. Sie will uns weismachen, dass das Böse über Flüchtlingsboote ins Land käme und eine bestimmte Religion und Hautfarbe hätte. Das ist falsch!

Ich möchte euch hier über den Fall Gisèle Pélicot erzählen. Um euch kurz ins Bild zu setzen. Gisèle Pélicot ist eine 71-jährige Französin aus Avignon, die 10 Jahre lang von ihrem Ehemann durch Tabletten bewusstlos gemacht wurde und sowohl von ihm als auch von Fremden vergewaltigt wurde. Die bewusstlose Frau wurde auf Einladung ihres Mannes von 84 Männern missbraucht – gegen ihren Willen. Viele sind Serientäter und missbrauchten sie regelmäßig. Sie und ihr Ex-Mann waren 50 Jahre verheiratet und noch kurz bevor die Polizei ihr die grausame Wahrheit enthüllte, sagte sie über ihn, er sei ein „super Typ“ und ein „fürsorglicher Ehemann“. Dieser Fall zeigt exemplarisch, dass es NICHT die Fremden oder äußeren Gefahren sind, die Gewalt an Frauen ausüben. Der wahre Horror, kommt aus dem nächsten Umfeld, aus der Familie, aus dem Freundeskreis, von Arbeitskollegen. 80 % der Opfer kennen ihre Peiniger.

Im Fall Pélicot waren es u. a. ein Krankenpfleger, ein Gemeinderat, LKW-Fahrer, Journalist, Rentner, Arbeitsloser, Gefängniswärter, Manager einer Handelskammer und der Ehemann selbst. Einige   waren verheiratet, andere geschieden oder Junggesellen. Männer aus der Mitte der Gesellschaft, aus der Nachbarschaft, die    Meisten nicht weiter weg wohnend als 20 km. Das Internetforum, über das Pélicots Mann die Täter fand hieß: „Gegen ihren Willen“.

ALLE Täter wussten worauf sie sich einließen und nur 2 Männer wandten sich angesichts der bewusstlosen Frau ab und gingen – OHNE die Polizei zu rufen. Dieser Fall klingt erstmal ungeheuerlich, wie ein Ausnahmefall. Aber das ist er nicht. Die Herkunft der Täter beweist, dass es kein Ausnahmefall sein kann. Das verdeutlicht auf äußerst verstörende Weise, wie niedrig die Schwelle ist, eine Frau zu vergewaltigen. Wie „normal“ es für diese „normalen“ Männer zu sein scheint. Körperliche, sexuelle und seelische Gewalt an Frauen ist Alltag und findet im Alltäglichen statt. Wir können nicht laut und oft genug darauf aufmerksam machen.

Ein kurzer Exkurs in die Welt der Zahlen aus 2023:

  • Alle 4 Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Gewalt durch ihren Partner.
  • Die Anzahl der erfassten Opfer ist in den letzten fünf Jahren um 17,5 % gestiegen – auf einen neuen Höchststand. Die Anzahl der erfassten Opfer.
  • Die Dunkelziffer ist weitaus höher! Es ist davon auszugehen, dass 2/3 der weiblichen Betroffenen NICHT zur Polizei gehen.
  • Laut Dunkelfeldstudie ist jede 3. Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen. Das sind mehr als 12 Millionen Frauen! So das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024.

Die WHO definiert Femizid als die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Die Bundesregierung hat bisher keine Definition von Femiziden anerkannt. Somit gibt es keine genauen Zahlen zu geschlechtsspezifischen Tötungen. Egal ob innerhalb oder außerhalb der Beziehung. Femizide werden häufig als „Beziehungs- oder Familiendrama“ verharmlost. Somit werden strukturelle Probleme und Ursachen wie hierarchische Geschlechterverhältnisse, Unterdrückung und Frauenhass in Deutschland nicht anerkannt. Das führt dazu, dass Delikte im häuslichen Bereich meist deutlich geringer bestraft werden, als dieselben Delikte im öffentlichen Raum, da der Kontext einer Beziehung strafmildernd wirkt. Und die Verfahren selbst sind hoch belastend für das Opfer, da sie geprägt sind von einer Täter-Opfer-Umkehr und Retraumatisierung. Deshalb fordern wir unter anderem endlich die Aufnahme frauenfeindlicher Gewalt und Frauenhass als eigene Kategorie in der Kriminalstatistik, sowie die Schulung und Sensibilisierung von Ermittlungsbehörden in diesem Bereich. Der Fall Pélicot macht sichtbar, was sonst unsichtbar ist, da er komplett öffentlich verhandelt wird. Der Fall lässt uns fragen, wie oft wir nur eine Armlänge entfernt neben einem Täter sitzen oder stehen. Im Kino? An der Kasse?
Der Fall zeigt uns eindeutig, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen keine bestimmte Herkunft, Religion oder Hautfarbe hat und wir sie nicht abschieben oder an Europas Grenzen abweisen können.
Gewalt an Frauen und Mädchen in Deutschland heißt in den meisten Fällen Michael, Thomas und Andreas und kommt aus dem Nahfeld.

Vielen Dank für euer Gehör!

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Redebeitrag: IG Metall Jugend

Liebe Kolleg*innen,

ich bin Kerstin von der IG Metall Jugend und DGB Jugend Leipzig. Ich habe lange darüber nachgedacht, worauf ich den Fokus meiner Rede an diesem Tag lege. Benachteiligungen von Frauen sind in unserer gesamten Arbeitswelt und Arbeitskultur zutiefst verankert. Als aktive Gewerkschafterin ist mir die strukturelle Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt schmerzlich bewusst. Dass die Diskussion um Frauenquoten in Managementpositionen und den Gender-Pay-Gap bereits in unseren demokratischen Parlamenten angekommen ist, zeigt die Stärke der feministischen Bewegung. Letzten Endes habe ich mich aber dazu entschlossen, am heutigen Tag den Fokus nicht auf die statistische Diskriminierung, sondern auf einen Bereich zu legen, der noch keinen Einzug in die gesellschaftliche Debatte gefunden hat. Heute möchte ich über ein Thema sprechen, das oft unsichtbar bleibt, obwohl es tief in unsere Arbeitskultur verwoben ist: Ich spreche heute über die Problematik der direkten Diskriminierung und sexuelle Belästigung, bis hin zu emotionaler Gewalt, die Frauen am Arbeitsplatz erleiden.

  • Es kann der unliebsame Kollege sein, der „Maus“ oder „Kleine“ als angemessene Ansprache seiner weiblichen Kolleginnen empfindet oder der noch unliebsamere Vorgesetzte, der eine Beschwerde darüber nicht ernst nimmt.
  • Es kann der vermeintlich zuvorkommende Ausbildungsbeauftrage sein, der weiblichen Auszubildenden nur „leichte“, „körperlich schonende“ Aufgaben zuteilt und jede Ambition der weiblichen Auszubildenden ausblendet oder bewusst ignoriert
  • Es kann der ungewollte Griff an Körperstellen sein, es können die Pausengespräche von Kollegen über den weiblichen Körper als Objekt sein und es können im schlimmsten Fall Nötigungen sein, die Frauen nur aufgrund ihres weiblichen Geschlechts erfahren.

All das hinterlässt keine sichtbaren Wunden und wird daher oft übersehen oder heruntergespielt. Doch die Auswirkungen sind real und schmerzhaft – für die Betroffenen und letztlich auch für das gesamte Arbeits- und Lebensumfeld. Mit Sicherheit, es gibt Branchen und Arbeitsbereiche, in denen derartige Probleme nur vereinzelt auftauchen. Doch betrachtet man die gesamte Arbeitswelt als Ganzes, sind es eben keine Einzelfälle. Vielmehr sind all diese Beispiele Teil eines Systems, das Frauen in eine Rolle drängt, die ihnen immer wieder vermittelt: Du gehörst nicht ganz hierher. Du darfst da sein – aber nur, wenn du deine Rolle kennst und dich zurückhältst.

Diese strukturelle Gewalt wirkt oft wie ein unsichtbarer Käfig. Die Folge? Ein schleichendes Gefühl von Unsicherheit, von Selbstzweifeln und Frustration. Manche Frauen verlassen die Arbeitswelt. Andere bleiben, passen sich an und gehen Kompromisse ein, die sie sich selbst kosten lassen.

Zur Emanzipation der Frau gehört das selbstständige Agieren auf dem Arbeitsmarkt und die damit einhergehende ökonomische Unabhängigkeit. Deshalb ist es umso tragischer, dass direkte Diskriminierung am Arbeitsplatz so regelmäßig stattfindet. Denn diesem Raum können wir Frauen uns genauso wenig entziehen, wie der allgemeinen Öffentlichkeit. Solltest du von Diskriminierung oder gar Gewalt am Arbeitsplatz betroffen sein, möchte ich dir gerne aufzeigen, dass du nicht allein bist und vor allem nicht alleine gelassen wirst. Stellen, an die du dich wenden kannst, sind unter Anderem

  • Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes,
  • Der Deutsche Gewerkschaftsbund,
  • Und das Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen unter der 116 016

Mindestens jede achte Frau in unserer Arbeitswelt fühlt sich hiervon angesprochen. Das ist gesellschaftlich untragbar. Deshalb müssen wir uns fragen: Wie können wir ein Arbeitsumfeld schaffen, das wirklich fair ist? Ein Umfeld, das Frauen Raum gibt, sich zu entwickeln, ohne die Last von Vorurteilen und emotionalen Druck tragen zu müssen?

Es reicht nicht, Gleichstellungsprogramme ins Leben zu rufen. Was wir brauchen, ist eine grundsätzliche Änderung unserer Einstellungen und Verhaltensweisen. Wir müssen eine Kultur im Arbeitskontext schaffen, die Vielfalt wirklich lebt und in der jede Form von emotionaler Gewalt konsequent thematisiert wird. Es handelt sich hierbei um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die in unser aller Verantwortung liegt. Deshalb möchte ich meine Rede mit einem Appell abschließen: Schauen wir genau hin, hören wir zu, sprechen wir die Dinge an, die oft unter der Oberfläche brodeln. Wir alle tragen die Verantwortung, unsere Arbeitswelt so zu gestalten, dass sie frei von Gewalt in jeder Form ist. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass Frauen am Arbeitsplatz ohne Einschränkungen ihre Potenziale entfalten können und sich nicht gezwungen fühlen, gegen emotionale Widerstände zu kämpfen, die ihnen im Weg stehen.

Vielen Dank.

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Redebeitrag: Forderungen des Deutschen Juristinnenbundes zur Umsetzung der Istanbul-Konvention

Liebe Mitstreiter*innen, liebe Verbündete,

die Istanbul-Konvention ist ein internationales Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Sie stellt wichtige Schutzmaßnahmen bereit und verpflichtet die unterzeichnenden Staaten, umfassende Schritte zur Gewaltprävention und zum Opferschutz einzuleiten. In Deutschland traten ihre Vorgaben bereits im Februar 2018 in Kraft, jedoch besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf. Auch nach über 7 Jahren der Ratifizierung durch Deutschland ist der von der Istanbulkonvention verlangte Schutz immer noch nicht umgesetzt. 

Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) fordert daher beständig eine konsequentere Erfüllung der Konvention. Unsere zentralen Forderungen lauten: 

  1. Verankerung der Istanbul-Konvention im deutschen Rechtssystem
  2. Ausbau und Sicherstellung von Schutz- und Hilfsangeboten
  3. Schutz auch für besonders vulnerable Gruppen
  4. Bessere Schulung und Sensibilisierung von Fachkräften
  5. Datenerhebung und Transparenz
  6. Ausbau von Präventionsarbeit
  7. Schutz vor digitaler Gewalt
  • Es ist erforderlich, die Vorgaben der Konvention explizit im deutschen Recht umzusetzen und Gesetzeslücken zu schließen. Dazu gehört die Anpassung des Strafrechts, damit alle in der Konvention genannten Gewaltformen, wie zum Beispiel psychische und wirtschaftliche Gewalt, eindeutig als Straftatbestände anerkannt werden. Bei Vergewaltigungen darf der Ausdruck eines widersprüchlichen Willens darf bei Vergewaltigungen nicht zum Maßstab für die Glaubwürdigkeit von Betroffenen gemacht werden. Der Maßstab der Istanbulkonvention ist hier eindeutig: Nur ja heißt ja!
  • Die Versorgung von Betroffenen patriarchaler Gewalt, muss flächendeckend und dauerhaft gewährleistet sein. Es braucht mehr Frauenhäuser, Beratungsstellen und spezialisierte Hilfseinrichtungen, die für alle zugänglich sind, unabhängig von Wohnort oder finanzieller Lage. Bund und Länder müssen hierbei ihre Verantwortung tragen und die Finanzierung langfristig sichern.
  • Gewaltbetroffene mit besonderen Bedarfen, wie Betroffene mit Behinderungen, Migrant*innen und Geflüchtete, benötigen spezifische Schutz- und Unterstützungsangebote. Der djb fordert, dass Deutschland sich verstärkt um diese Gruppen bemüht und barrierefreie Zugänge sowie mehrsprachige Hilfsangebote sicherstellt.
  • Fachkräfte im Gesundheitswesen, in der Justiz, bei der Polizei und in sozialen Einrichtungen müssen regelmäßig und intensiv im Umgang mit Betroffenen von Gewalt geschult werden. Dies ist immer noch nicht flächendeckend der Fall! Die Istanbul-Konvention fordert eine sensibilisierte und geschulte Reaktion auf Gewaltfälle, um eine sekundäre Viktimisierung zu verhindern und den Zugang zu Schutz und der Durchsetzung ihrer Rechte zu gewährleisten.
  • Der djb fordert eine verbesserte Datenlage zur Erfassung von Gewalt gegen Frauen*. Systematische Datenerhebung, insbesondere im Hinblick auf Häufigkeit und Form der Gewalt, ist notwendig, um effektive Maßnahmen zu entwickeln und die Wirksamkeit bestehender Angebote zu evaluieren.
  • Der djb setzt sich für eine stärkere Prävention ein, indem zum Beispiel Aufklärungsprogramme bereits in Schulen und Bildungseinrichtungen gefördert werden. Präventionsmaßnahmen sollten alle gesellschaftlichen Ebenen erreichen und das Bewusstsein für die Ursachen und Folgen von Gewalt stärken.
  • Nicht zu vergessen ist auch der Schutz vor digitaler Gewalt, die oft ein ergänzendes Mittel zu häuslicher Gewalt darstellt. Notwendig sind geeignete rechtliche Rahmenbedingungen, um Betroffene auch online besser zu schützen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Der Deutsche Juristinnenbund ruft die Politischen Akteure dazu auf, die Istanbul-Konvention vollständig umzusetzen und so einen wirksamen Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt in Deutschland endlich zu gewährleisten. Sie dürfen die Umsetzung der Istanbulkonvention nicht länger vor sich herschieben! Keine Mehr!

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Rede: Frauen für Frauen e. V.

Internationaler Tag gegen patriarchale Gewalt – 25.11.2024

Als ich letzten Mittwoch das Lagebild Häusliche Gewalt von 2023 des Bundeskriminalamtes gelesen habe war ich gleichzeitig entsetzt und doch nicht überrascht.
Wir – die Mitarbeitenden im Bereich Gewaltschutz – sehen tagtäglich wie prekär die Situation für von Gewalt betroffene Frauen, Queers und deren Kinder ist. 
Trotzdem ist es ernüchternd die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamtes vor sich liegen zu haben. Denn diese bedeuten vor allem, dass trotz der großartigen Anstrengungen von feministischen Initiativen, der Mitarbeitenden in den Frauen- und Kinderschutzhäusern und allen Kolleg*innen, welche im Bereich Gewaltschutz und Prävention tätig sind, keine Besserung eintritt.
Im Gegenteil die Situation für gewaltbetroffene Frauen, Queers und Kinder verschlechtert sich stetig:
180.715 weibliche Betroffene von Häuslicher Gewalt, 52.330 weibliche Betroffene von sexualisierter Gewalt, 360 Femizide im Jahr 2023 – das bedeutet alle drei Minuten erlebt eine Frau in Deutschland häusliche und/oder sexualisierte Gewalt, täglich gibt es einen versuchten oder vollendeten Femizid. In jeder Fallgruppe sind die Tatverdächtigen ganz überwiegend männlich.

Diese Zahlen bilden lediglich das Hellfeld ab, d.h. sie sind nur die Zusammenstellung aller der Polizei bekannt gewordenen strafrechtlichen Sachverhalte. Das Dunkelfeld ist erheblich größer und nicht abschließend zu erfassen.
Andere Betroffenengruppen von patriarchaler Gewalt wie z.B. nicht binäre Menschen oder trans Personen werden im Bundeslagebild des BKA schlichtweg nicht erfasst, weswegen hier keine Aussage zu den Betroffenenzahlen getroffen werden kann. Wir können allerdings davon ausgehen, dass die Zahlen ähnlich hoch sind. Es ist dringend notwendig, dass die Erhebung diverser aufgestellt wird um auch für Betroffenengruppen abseits des binären Systems angemessene und gut zugängliche Schutzräume zu schaffen und auszubauen.

Gewalt gegen Frauen und Queers ist keineswegs private Angelegenheit, sondern fußt auf patriarchalen Strukturen die darauf ausgelegt sind die Ungleichbehandlung der Geschlechter zu manifestieren und eine männliche Vormachtstellung in allen Bereichen zu festigen.

In den letzten Jahren erleben wir in Deutschland (und weltweit) einen deutlichen Anstieg von antifeministischen Tendenzen und den Einsatz von Antifeminismus als politische Strategie der konservativen bis rechtsradikalen Parteien.
Diese politische Strategie ist maßgeblich daran beteiligt dass die Gewalt gegen Frauen und Queers weiterhin steigt und mittlerweile auch wieder Tendenzen für eine gesellschaftliche Rechtfertigung dieser Gewalt zu finden sind.
Gleichzeitig stagniert der Ausbau notwendiger Schutzräume, ambulanter Beratungsangebote und Präventionsarbeit bzw. wird sogar massiv gekürzt und zurück entwickelt.

Neben der antifeministischen Agenda die sich vor allem CDU und AFD auf die Fahne geschrieben haben, bedienen sich diese Parteien beim Thema häusliche und sexualisierte Gewalt gern ihrer ekelhaft rassistischen Ressentiments.
Es geht ihnen mitnichten darum Schutz für gewaltbetroffene Frauen und Queers herzustellen sondern lediglich die Themen „Aufnahmestopp“,  „Zurückweisung an den Außengrenzen“,  „Remigration“,  „Abschiebung z.B. nach Syrien und Afghanistan“ und ihre menschenverachtenden Vorhaben in diesem Bereich salonfähig zu machen und in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.

Aus dem Lagebild des BKA lässt sich allerdings deutlich ablesen dass 64% der männlichen Tatverdächtigen deutsche Männer sind.
Das heißt das Bundeskriminalamt bestätigt, dass häusliche und sexualisierte Gewalt kein sogenanntes eingewandertes Problem ist, sondern aufgrund von patriarchalen Strukturen und einem misogynen Menschenbild entsteht.

Die aktuelle Bundesregierung hat es aufgrund der Blockade des Finanzministeriums nicht geschafft das dringend benötigte Gewalthilfegesetz auf den Weg zu bringen – ich bezweifle, dass eine neue Bundesregierung, an der auf jeden Fall Teile der o.g. antifeministischen Allianz beteiligt sein werden, sich für das Gewalthilfegesetz einsetzt.

Das bedeutet:

  • unsichere Finanzierung der Gewaltschutzeinrichtungen, da die Kommunen weiterhin nicht verpflichtet werden in den Gewaltschutz zu investieren und dieser eine freiwillige Aufgabe bleibt
  • weiterhin kein Rechtsanspruch auf einen Platz in einem Frauenhaus für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt
  • die Istanbul Konvention, die 2018 in Deutschland ratifiziert wurde, wird weiterhin nicht vollständig umgesetzt
  • Betroffene erhalten weiterhin aufgrund von fehlenden Plätzen sowohl in den Frauenhäusern als auch in den Beratungsstellen keinen Schutz und keine Hilfe
  • Betroffene, die sich die Miete in den Frauenhäusern nicht leisten können oder nicht finanziert bekommen sind vom Schutz ausgeschlossen


Anstatt, wie so dringend notwendig, in das Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsystem in diesem Land zu investieren wird gegen geflüchtete Menschen gehetzt und auf patriarchale, misogyne Strukturen in anderen Ländern gezeigt – ganz so als ob es diese in Deutschland nicht geben würde.
Doch das Lagebild des BKA hat deutlich gezeigt: das Patriarchat tötet auf der ganzen Welt – auch in Deutschland!

Ich schließe mit einem Zitat von Christina Clemm:
„Wer geschlechtsbezogene Gewalt nutzt um rassistische Erzählungen zu verbreiten, verhindert nicht geschlechtsbezogene Gewalt sondern schürt Rassismus. Zu fördern ist Gleichstellung im Geschlechterverhältnis, unabhängig von Herkunft und Status.“

In diesem Sinne, Alerta!

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Redebeitrrag: Phia e. V.

Im Juni 2018 wollte meine Cousine Sophia per Anhalter zum Geburtstag ihres Vaters, meines Onkels, trampen und stieg bei einem Fahrer ein, der sie später ermordete. Sophia starb, weil sie sich ihrem Vergewaltiger massiv zur Wehr setzte. Nachdem er sie mit einem Schraubenschlüssel bewusstlos schlug, kehrte er nach einer 20-Minuten-Gedenkpause zu ihr zurück, um ihr Leben zu beenden. Der Täter ist Vater von drei Kindern. Verheiratet. Gewalttätig. Lieber wütend als traurig schrieb Sophia in ihr Tagebuch. Sie hatte Träume, Wünsche, Pläne. Nach dem Master wollte sie mit dem Motorrad an den Grenzen Europas entlang, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie setzte sich gegen Ungerechtigkeit, Vorurteile und Zuschreibungen ein. Sophia wurde aufgrund ihres Geschlechts getötet. Es ist ein tiefer, extremer Ausdruck geschlechtlicher Machtverhältnisse. Die Entscheidung des Täters beruht auf einem zutiefst eingeschriebenen gesamtgesellschaftlichen Problem.

Ich stand damals in der Kolonnadenstraße, wo sie neben ihrem Studium arbeitete, als ich die 110 anrief, um sie als vermisst zu melden. Es ging minutenlang niemand ans Telefon und ich wurde auch nicht umgeleitet – erst beim 3. Versuch antwortete endlich ein Beamter, der mich jedoch nach Bayern verwies. Das war im Juni 2018. Heute, sechs Jahre später, kommt es auf der Sachsenbrücke verstärkt zu Überfällen, auch auf junge Mädchen. Ich frage mich oft, was noch passieren muss, damit es endlich eine lokale Notfallhotline für Frauen, Mädchen und FLINTA gibt. Damit sich endlich etwas ändert – für Schutz und gegen Gewalt. Lieber wütend als traurig. Diese Wut begleitet mich seitdem und lässt mich immer wieder nach Räumen und Orten fragen, wo wir sicher sind. Die Stagnation und teilweise Rückentwicklung bei klaren statistischen Gegebenheiten ist nicht hinnehmbar. 

Und auch wenn Femizide weiterhin hauptsächlich im häuslichen Umfeld passieren, nimmt die Bedrohung von Frauen weltweit täglich zu. Stimmen des Hasses im Netz werden immer lauter. Rechte werden eingeschränkt. Misogyne Meinungen öffentlich deklariert. Wir leben in einer Welt, in der ein Mann, der sich zu sexualisierten Übergriffen bekennt, zum Präsidenten der USA wiedergewählt wird. In der Frauen im Iran systematisch seit 1979 aus der Öffentlichkeit verdrängt werden, ihre Rechte abgesprochen werden und sie mit Gewalt unterdrückt und überwacht werden. Und wir schauen heute zu, wie kurdische oder afghanische Frauen unsichtbar und stimmlos gemacht werden. Wir müssen aber gar nicht so weit schauen, um Hass und Limitierungen gegenüber Frauen zu beobachten. Auch in Europa sind rechte Ideologien und toxische Männlichkeit wieder auf dem Vormarsch. Traditionelle Rollenbilder von binären Geschlechtern werden wieder hochgehalten. Es scheint, als würden wir gegen Windmühlen kämpfen, als wäre wahrhaftige Gleichstellung einfach nicht erwünscht. Wenn dem so wäre, würde die Istanbul-Konvention konsequent durchgesetzt werden, gäbe es Gesetze, die Frauen bei Stalking und Bedrohung wirklich schützen würden und würde sich die Regierung mehr für Schutzräume, Bildung, gleiche Bezahlung und kostenlose und verfügbare Kinderbetreuung einsetzen. Wir leben in einem Land, das sich damit brüstet, progressiv, modern und vor allem sicher zu sein. Wir blicken mit Argwohn in Länder, in denen Frauen verboten wird, sich zu kleiden, wie sie wollen, oder auf der Straße miteinander zu sprechen. Und doch wird auch hier, in Deutschland, alle 48 Stunden, eine Frau von einem Mann getötet, weil sie eine Frau ist. Christina Clemm schrieb: “Niemand tötet aus Liebe, vergewaltigt aus Lust oder misshandelt aus Verzweiflung“. 

Die Scham muss immer auf der Seite der Täter sein, um es mit den Worten Gisèle Pelicot zu sagen. Der Fall in Frankreich macht die Täter sichtbar, Täter aus der Mitte der Gesellschaft, die sich an wehrlosen Frauen vergreifen, ihr Verhalten relativieren und meinen, solange der Ehemann zustimmt, sei es Zustimmung genug. 26- bis 70-jährige Krankenpfleger, Müllmänner, Feuerwehrleute. Ganz normale Männer vergreifen sich – wiederholt – an einer bewusstlosen Frau, ohne nach ihrem Einverständnis zu fragen. Gisèle Pelicots Mut schafft es erstmals, das tatsächlich eine Gesetztesänderung über die Definition einer Vergewaltigung diskutiert wird. 

Letztes Jahr war es noch jeden dritten Tag – was zu viel ist – dieses Jahr hat sich die Zahl erneut erhöht. Und wir fragen: wo bleibt der Aufschrei? Wo die gesamtgesellschaftliche Debatte? Wo bleiben die Proteste? Sondersendungen, Talkshows und Dokus? Wieso wird nicht über Femizide berichtet? In der Türkei, in der im Oktober drei junge Frauen in einer Woche von Männern getötet wurden, gehen Menschen – vor allem Frauen – tagelang auf die Straße und fordern Veränderung, fordern mehr Schutz. In Deutschland wird nicht berichtet, nicht getrauert, es wird sich nicht empört. Es wird meist zuerst gefragt, wo der Täter denn herkommt. Als sei Gewalt gegen Frauen ein importiertes Problem. Als gäbe es keine deutschen, keine weißen Männer, die ihre Frauen kontrollieren, schlagen und töten. Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft, Frauen zu schützen. Diese Aufgabe muss oberste Priorität haben. Frauen sollten keine Angst vor Gewalt haben müssen. Sie sollten in der Lage sein, das Haus bei Dunkelheit zu verlassen oder dahin bei Dunkelheit zurückzukommen, ohne Todesangst zu verspüren. 

Am 19.11. wurde der Lageplan des BKA für 2023 veröffentlicht. Die allgemeine Anzahl von Femiziden ist um 7% gegenüber 2022 gestiegen (auf 360) und die partnerschaftliche Anzahl von Femiziden um 16% gegenüber 2022 (auf 155). Jeden Tag wurden 2023 mehr als 140 Frauen und Mädchen Opfer einer Sexualstraftat – die Hälfte davon minderjährig. Diese Zahl erhöhte sich um 6,2 Prozent zum Vorjahr. Menschenhandel stieg um 6,9 Prozent. Häusliche Gewalt um 5,6 Prozent. Der Anstieg digitaler Gewalt, Hass, Bedrohung und Einschüchterung stieg um 25 Prozent – 17193 angezeigte Fälle. 

Spätestens seit der Veröffentlichung des BKAs ist klar, dass sich auch das Internet zu einem gefährlichen Nicht-Ort entwickelt hat. Jede öffentlich sprechende weibliche Stimme ist massiv Einschüchterung, Beleidigung und Bedrohung ausgesetzt. Das gilt nicht nur für politische Stimmen, sondern auch für künstlerisch, kulturschaffende, aktivistische und soziale Stimmen. Die Künstlerin Sophia Süßmilch und die Regisseurin Florentina Holzinger machten in den letzten Monaten verstärkt darauf aufmerksam, welchen Hasskommentaren sie aufgrund ihrer Werke ausgesetzt sind, bis hin zum Aufruf seitens der CDU zur Ausstellungsschliessung. 

Es wird enger um uns. Räume schließen sich. Was wir brauchen, sind aber mehr Räume in der Öffentlichkeit – für Gefühle, Diskussionen und Schutz. Aufklärung und Prävention sind die Schlüssel für Veränderung. Was nützen uns Sicherheitssysteme, wenn sie erst nach der Tat greifen? Wir brauchen Unterrichtsstunden oder Aktionstage zum Thema „häusliche Gewalt“, um Schülerinnen und Schüler frühzeitig für dieses kritische Thema zu sensibilisieren. Bildung schützt Leben, indem sie hilft, Gewalt zu erkennen und dagegen vorzugehen. Ein solcher Bildungsansatz ist essentiell, um die Prävention von häuslicher Gewalt zu fördern und besonders Frauen und Betroffene besser zu schützen und Strategien zu entwickeln. Es geht nicht nur um den Schutz von Opfern, sondern auch darum, potentielle Täter zu erreichen – indem wir ihnen das Ausmaß ihrer Taten aufzeigen und ihnen bewusst machen, welche Konsequenzen ihr Handeln hätte.

Wir brauchen Verbündete. Wir brauchen Männer, die lautstark mit uns ihre Stimme erheben. Männer, die wissen, dass solange wir nicht frei sind, sie es auch nicht sein können. Wir brauchen Männer, die verstehen, dass sie verantwortlich sind für das Problem und die Lösung. Männer, die sich uns anschließen und beginnen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht zu produzieren, sondern ein für alle Mal zu bekämpfen – mit den dafür angemessenen und bewährten Mitteln: Bildung, Geld, Verständnis, Verantwortung und Unterstützung.

Es ist wichtig, dass wir zurück zu einer solidarischen Praxis kommen, in der wir uns Räume nehmen und Orte schaffen: geschützte Orte, Versammlungsorte, Gedenkorte. Um uns gegenseitig zu schützen und aufeinander aufpassen. Räume, in denen wir uns austauschen können, in denen wir wütend und solidarisch sein können, in denen wir trauern, aber auch träumen können. Räume, in denen wir uns zusammenschließen und organisierte Strukturen aufbauen und auch schützen können. Orte und Räume, an denen uns die Nacht nicht mehr Angst macht und die Dunkelheit keine Gefahr ausstrahlt. 

Lieber wütend als traurig – diese Wut eint uns heute. Wut gegen die bestehenden und sich verengenden Gegebenheiten. Lasst uns diese Wut bündeln und zu einer Flut heranwachsen. Lasst uns versuchen, uns empathisch und unbeugsam zu verbinden und in kraftvollen, mutigen und entschlossenen Wellen den aktuellen Herausforderungen entgegen zu schwemmen. Verwandeln wir uns in ein Meer aus vielen kleinen, beständig sich bewegenden Tropfen, die gemeinsam und unaufhaltsam zur Flut werden. Die einreißt, was sich ihr in den Weg stellt. Die Wege ebnet und neue Räume schafft. Lasst uns die Flut sein. Bis es #KEINEMEHR trifft. 

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Redebeitrag: FemStreik

Hallo, wir sind der feministische Streik Leipzig und stehen heute hier zum Internationalen Tag gegen patriarchale Gewalt.

Bevor wir mit dem Redebeitrag beginnen, wollen wir eine Triggerwarnung aussprechen. Es wird um geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt gehen. Außerdem thematisieren wir Gewalt in Partnerschaften, Femizidie, Suizid, Queerfeindlichkeit und Rassismus. Falls euch diese Themen gerade zu sehr belasten, geben wir euch einen Moment, damit ihr außer Hörweite gehen oder euch anderweitig Unterstützung suchen könnt.

Wir stehen heute hier um auf das massive Ausmaß patriarchaler Gewalt aufmerksam zu machen. Lasst uns nicht vergessen dass patriarchale Gewalt kein individuelles Problem ist – es ist ein systemisches. Es ist tief in unseren gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt und zeigt sich in zahlreichen Formen: häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt, ökonomische Abhängigkeit und struktureller Diskriminierung.

Dazu möchten wir zunächst ein paar Zahlen nennen:

Laut des aktuellen Lageberichts des Bundeskriminalamts ist die geschlechtsspezifische Gewalt in den letzten Jahren um 56% angestiegen. Allein 2023 wurden 360 Frauen und Mädchen von einem Partner oder Expartner getötet- das ist ein Femizid fast jeden Tag!  Alle drei Minuten ist eine Frau von häuslicher Gewalt betroffen. Jeden Tag erfahren 140 Frauen sexualisierte Gewalt.  Andere Gruppe, die von patriarchaler Gewalt betroffen sind wie nicht-binäre oder trans Menschen, werden in der Statistik nicht berücksichtig und ihre Betroffenheit damit unsichtbar gemacht.  Außerdem handelt es sich bei diesen Zahlen NUR um die registrierten Fälle – das Dunkelfeld ist bei einer Anzeigequote von 10% noch etwa 10x höher.

Diese erschreckenden Zahlen sind nicht nur Statistiken. Sie stehen für Menschen, für zerstörte Leben, für Leid, das vermeidbar gewesen wäre. Geschlechtsspezifische Gewalt ist für viele Realität.

Die Gewalt passiert überall: in der Familie, in Partnerschaften, auf der Straße, am Arbeitsplatz, online. Keine Sphäre des Lebens ist frei davon. Gleichzeitig wird patriarchale Gewalt oft auf cis Frauen reduziert, während andere betroffene Gruppen unsichtbar bleiben. Aber alle FLINTA Personen – das sind Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen – sind davon betroffen.

Heute sagen wir klar: Gewalt betrifft uns alle, und wir lassen niemanden zurück!

Denn patriarchale Gewalt betrifft FLINTA-Personen in allen Teilen der Gesellschaft, aber ihre Auswirkungen sind nicht für alle gleich. Wir müssen die intersektionalen Dimensionen dieser Gewalt anerkennen: FLINTA-Personen, die zusätzlich von Rassismus, Ableismus, Klassismus oder anderen Formen der Diskriminierung betroffen sind, erleben Gewalt in besonders komplexen und oft unsichtbaren Formen.

Gleichzeitig ist der Zugang zu Schutzräumen wie Frauenhäusern gerade für marginalisierte Gruppen besonders schwer. Betroffenen, die keine Sozialleistungen beziehen, müssen einen Tagessatz für die Unterbringung leisten, was für viele finanziell nicht möglich ist. Weitere Zugangsbarrieren bestehen für Menschen ohne gültigen Aufenthaltstitel, ohne festen Wohnsitz oder für queere Menschen, da Frauenhäuser teilweise nur für cis Frauen ausgelegt sind. Auch Menschen mit Suchterkrankungen oder Behinderungen erfahren oft nur unzureichend Unterstützung.

Vor allem FLINTA-Personen mit Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung sind auf Unterstützung durch Schutzhäuser betroffen, da sie oft kein soziales Netzwerk haben oder unter immensem Druck stehen durch einen unsicheren Aufenthaltsstatus, welcher oftmals an den Partner geknüpft ist. Die hohen Zahlen geflüchteter Frauen und in Schutzhäusern verdeutlichen, dass diese Gewalt eine Folge struktureller Ungleichheiten ist – nicht Ursache einer vermeintlichen „Kultur“. Gleichzeitig wird das Thema patriarchale Gewalt oft rassistisch instrumentalisiert. Rechte Akteur:innen nutzen patriarchale Gewalt, um Menschen mit Migrationsgeschichte zu stigmatisieren und rassistische Vorurteile zu schüren. Gerade hier ist es auch wichtig, den Anstieg der Zahlen vom BKA im Kontext einer zunehmenden Anzeigebereitschaft zu sehen, und nicht ausschließlich einem Ansteigen der Gewalt, um damit rassistischen Narrativen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn es geht diesen Akteur:innen nicht um den Schutz von FLINTA-Personen, sondern um die Festigung ihrer rassistischen und nationalistischen Ideologien. Ein queerfeministischer und intersektionaler Ansatz stellt klar: Unser Kampf gegen patriarchale Gewalt ist auch ein Kampf gegen Rassismus, Klassismus und Ableismus. Es reicht nicht, einzelne Gewaltakte zu verurteilen. Wir müssen die Strukturen verändern, die diese Gewalt ermöglichen – seien es rassistische Migrationsgesetze, unzureichend finanzierte Schutzräume, gesellschaftliche Vorurteile oder andere misogyne Scheiße!

Nicht nur hier, sondern überall auf der Welt ist ein krasses Level an patriarchaler Gewalt zu beobachten. Schauen wir beispielsweise nach Iran, wo sich zuletzt eine mutige Studentin gegen die patriarchale Kleiderordnung des Mullah-Regimes gewehrt hat und nun zwangsweise in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist. Diese Praxis der willkürlichen Einweisung in Psychiatrien plant das Regime nun im großen Stil als Repressionsmaßnahme umzusetzen.

In Afghanistan erleben Frauen und Mädchen seit der Machtübernahme der Taliban 2021 eine der schwersten Rückschritte ihrer Rechte in der modernen Geschichte. Sie werden systematisch aus nahezu allen Lebensbereichen wie Bildung und Berufsleben, medizinische Versorgung, da viele weibliche Gesundheitsfachkräfte nicht mehr arbeiten dürfen, sowie dem öffentlichen Raum ausgeschlossen. Seit einem kürzlich erlassenen Gesetz ist es Frauen außerdem untersagt, in der Öffentlichkeit zu sprechen oder andere Frauen sprechen zu hören.  Auch in den zahlreichen Kriegsgebieten dieser Welt, sind es vor allem Frauen und queere Menschen, die besonders unter den schrecklichen Zuständen leiden, nicht zuletzt aufgrund von patriarchaler Kriegsführung und Vergewaltigungen als Kriegswaffe. Im Sudan führte dies zuletzt zu einem Massensuizid von über 130 Mädchen und Frauen, um der unermesslichen Gewalt zu entkommen.  Überall auf der Welt finden wir zahlreiche solcher Beispiele, umso wichtiger ist es, dass wir zusammenstehen und keine Betroffenen vergessen, oder das Leid gegeneinander ausgespielt wird.

Nun ein paar Worte zur rechtlichen Situation in Europa:
Die Istanbul-Konvention ist ein internationales Abkommen des Europarats, zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt, welches 2018 in Kraft getreten ist. Sie ist die erste rechtsverbindliche Vereinbarung, die umfassend gegen patriarchale Gewalt vorgehen soll. Die notwendigen strukturellen Veränderungen werden jedoch nur unzureichend umgesetzt- so fehlen laut des vereinbarten Schlüssels in Sachsen über 240 Plätze in Schutzeinrichtungen, das merken auch Betroffene immer wieder, wenn sie aufgrund von Platzmangel von Einrichtungen abgewiesen werden müssen.  In Sachsen besteht seit diesem Jahr eine verbindliche Vereinbarung, zur lokalen Umsetzung der Forderungen der Istanbul-Konvention innerhalb der nächsten 3 Jahre. Bisher wurden allerdings noch keine finanziellen Mittel dafür im Haushalt 2025 eingeplant. Wir können davon ausgehen, dass die Situation auch in der neuen Landesregierung nicht leichter wird. Grundlegende Rechte auf ein Leben ohne Gewalt müssen nach wie vor erkämpft werden: Es braucht Unterstützung für Betroffene ohne Zugangsbarrieren und finanzielle Eigenleistung, mehr Schutzräume, Betroffenen muss geglaubt und geholfen werden. Wir fordern ein gewaltfreies Leben für Alle!

Das geht auch und besonders an die cis Männer hier heute, denn schauen wir uns die Zahlen im Bundeslagebild an wird deutlich: 95-98% der Täter bei allen dokumentierten Gewaltformen sind Männer.  Wir fordern euch auf, aktiv gegen Gewalt und Diskriminierung von FLINTA* einzutreten, denn Gewaltprävention ist auch eure Verantwortung. Es reicht nicht, selbst kein Täter zu sein. Werdet aktiv gegen toxische Männlichkeitsnormen und patriarchale Strukturen. Hinterfragt eure Privilegien, sprecht Ungerechtigkeiten an, und unterstützt marginalisierte Geschlechter in ihrem Kampf. Zeigt Solidarität – nicht nur heute, sondern jeden Tag und übernehmt endlich Verantwortung und glaubt den Betroffenen, auch wenn das Bedeutet sich von Tätern aus eurem Umfeld zu distanzieren!

An alle Betroffenen: Wir glauben euch. Ihr seid nicht allein. Wir müssen uns gegenseitig stärken. Es gibt FLINTA-Räume, in denen ihr Schutz und Solidarität findet, und Netzwerke, die euch stärken. Nutzt Angebote wie das Hilfetelefon oder lokale Unterstützungsangebote.

Lasst uns die Stimmen der Betroffenen sichtbar machen und Raum für sie schaffen. Es gilt die strukturellen Ungleichheiten, die zu Gewalt führen, sichtbar zu machen und anzusprechen um Ungleichheiten aktiv zu bekämpfen.  Patriarchat, Rassismus, Klassismus, Ableismus und jede andere Form von Unterdrückung, die diese Gewalt ermöglichen müssen zerschlagen werden. Wir fordern ein Leben ohne Angst und Gewalt – für ALLE. Lasst uns deshalb Solidarität leben.

Heute, an diesem Tag, sind wir laut für unzählige FLINTA*, die Gewalt erfahren (haben). Lasst uns solidarisch zusammenschließen und eine Zukunft gestalten, in der patriarchale Gewalt und Gewalt im allgemeinen keinen Platz mehr hat. Denn zusammen sind wir stark, gegen Staat und Patriarchat.

Danke.

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Speech: Omas gegen Rechts

Dear attendees,

Today, November 25th, is the International Day for the Elimination of Violence Against Women.

The current political and societal discourse wants us to believe that violence against women comes primarily from so-called “migrant knife-wielding men.”
We’re told that our world would be safer if a few people were stopped at the borders.
We’re led to believe that evil arrives on refugee boats and has a specific religion or skin color.
This is false!

Let me tell you about the case of Gisèle Pélicot. To give you some context:
Gisèle Pélicot is a 71-year-old French woman from Avignon who was drugged unconscious for 10 years by her husband. During that time, she was raped by him and by strangers he invited into their home.

The unconscious woman was abused by 84 men—against her will. Many were repeat offenders who assaulted her regularly. Gisèle and her ex-husband were married for 50 years, and shortly before police revealed the horrifying truth, she still described him as a “super guy” and a “caring husband.”

This case clearly demonstrates that violence against women is NOT perpetrated by strangers or external threats. The real horror comes from those closest to us: family, friends, colleagues.

In fact, 80% of victims know their abusers.

In Gisèle Pélicot’s case, the perpetrators included a nurse, a local councilman, a truck driver, a journalist, retirees, an unemployed man, a prison guard, and even a chamber of commerce manager. Some were married, others divorced or single.
These were men from the middle of society, living nearby—most no more than 20 kilometers away.

The online forum where Pélicot’s husband found these men was called “Against Her Will.”
ALL of the perpetrators knew exactly what they were doing. Only two men turned away when faced with the unconscious woman—and even they failed to call the police.

This case may seem extraordinary, like an exception, but it’s not.

The backgrounds of the perpetrators show this cannot be an isolated incident. It chillingly underscores how low the threshold is for some men to commit rape. How “normal” such acts appear to these so-called “normal” men.

Physical, sexual, and psychological violence against women is a daily reality. It happens in the most ordinary of settings. We cannot speak out against this often or loudly enough.

Let’s take a brief look at the numbers from 2023:

  • Every 4 minutes, a woman in Germany experiences violence from her partner.
  • The number of recorded victims has risen by 17.5% in the past five years to an all-time high.
  • These are just the recorded cases. The dark figure is far higher, with an estimated two-thirds of affected women never going to the police.

According to a shadow study, 1 in 3 women in Germany experiences violence at least once in her life. That’s over 12 million women, according to the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women, and Youth (2024).

The WHO defines femicide as the killing of a woman because she is a woman. Yet, the German government has not formally adopted a definition of femicide. As a result, there are no precise statistics on gender-based killings—whether within or outside relationships.

Femicide is often trivialized as a “relationship or family drama.” This prevents structural issues like hierarchical gender relations, systemic oppression, and misogyny from being recognized in Germany.

This trivialization also means that crimes committed in domestic settings are often punished far less severely than the same crimes in public spaces, as the context of a relationship is seen as a mitigating factor. Moreover, legal proceedings themselves are highly distressing for victims, marked by victim-blaming and retraumatization.

This is why we demand, among other things, the inclusion of misogynistic violence and femicide as separate categories in crime statistics, as well as the training and sensitization of law enforcement in these areas.

The Pélicot case exposes what is usually hidden, as it is being fully addressed in public. It forces us to ask: how often are we just an arm’s length away from a perpetrator? At the cinema? At the checkout counter?

This case makes it undeniably clear that violence against women and girls has no specific origin, religion, or skin color. We cannot deport it or block it at Europe’s borders.

In most cases in Germany, violence against women and girls comes from those closest to them—and their names are Michael, Thomas, and Andreas.

Thank you for listening!

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Speech: IG Metall Jugend

Dear colleagues,

My name is Kerstin, and I am from the IG Metall Youth and the DGB Youth in Leipzig. I have thought long and hard about the focus of my speech on this important day. Discrimination against women is deeply rooted in our entire work culture and labor market. As an active trade unionist, I am painfully aware of the structural discrimination women face in the workplace.

The fact that discussions about gender quotas in management positions and the gender pay gap have reached our democratic parliaments shows the strength of the feminist movement. However, today I have chosen not to focus on statistical discrimination but on an area that has not yet found its way into public discourse.

Today, I want to shed light on an issue that often remains invisible despite being deeply ingrained in our work culture: the problem of direct discrimination, sexual harassment, and even emotional violence that women endure in the workplace.

  • It could be the unwelcome colleague who considers addressing female coworkers as “sweetheart” or “little lady” appropriate, or the even less welcome superior who dismisses complaints about such behavior.
  • It could be the supposedly helpful trainer who assigns female trainees only “light,” “physically easy” tasks, ignoring or deliberately suppressing their ambitions.
  • It could be the unwanted touch on certain parts of the body, the breakroom conversations reducing women to objects, or, in the worst cases, coercion—violence experienced solely because of one’s gender.

None of this leaves visible wounds, which is why it’s often overlooked or downplayed. Yet the impacts are real and painful—for the individuals affected and for the workplace and social environment as a whole.

Certainly, there are industries and sectors where these issues may only occur sporadically. But if we view the workplace as a whole, these are not isolated incidents. They are part of a system that pushes women into a role where the underlying message is clear: You don’t quite belong here. You’re allowed to be here—but only if you know your place and stay within it.

This structural violence acts as an invisible cage. The result? A creeping sense of insecurity, self-doubt, and frustration. Some women leave the workforce entirely. Others stay, adapt, and make compromises—at a significant personal cost.

Economic independence is a cornerstone of women’s emancipation. That’s why it is all the more tragic that direct discrimination at work is so pervasive. This is a space we, as women, cannot avoid—just like the public sphere in general.

If you are affected by discrimination or violence in the workplace, I want to emphasize that you are not alone and will not be left alone. Resources available to you include:

  • The Federal Anti-Discrimination Agency,
  • The German Trade Union Confederation (DGB),
  • And the helpline for violence against women at 116 016.

At least one in eight women in the workforce identifies with these issues. This is a societal failure we cannot ignore.

So, we must ask ourselves: how can we create a truly fair work environment? One that allows women to thrive without bearing the burden of prejudice and emotional pressure?

It’s not enough to introduce equality programs. What we need is a fundamental shift in attitudes and behaviors. We must cultivate a work culture that genuinely values diversity and addresses every form of emotional violence head-on. This is a responsibility that lies with all of us, as a collective society.

I want to conclude with a call to action: let’s look closely, listen carefully, and speak out about the issues simmering beneath the surface. It’s up to all of us to shape a workplace free from violence in every form. Let’s work together to ensure that women can fully realize their potential in the workplace without being forced to fight against emotional resistance that holds them back.

Thank you.

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Speech: Demands of the German Association of Women Lawyers (djb) for the Implementation of the Istanbul Convention

Dear allies, dear advocates,

The Istanbul Convention is an international treaty aimed at preventing and combating violence against women and domestic violence. It establishes crucial protective measures and obligates signatory states to implement comprehensive steps for violence prevention and victim protection. In Germany, its provisions came into force in February 2018, yet significant action is still urgently needed. Even more than seven years after Germany ratified the Convention, its mandated protections remain far from fully implemented.

The German Association of Women Lawyers (djb) consistently calls for a stricter and more comprehensive fulfillment of the Convention. Our key demands are as follows:

  1. Integration of the Istanbul Convention into German law
  2. Expansion and assurance of protection and support services
  3. Protection for particularly vulnerable groups
  4. Better training and sensitization of professionals
  5. Data collection and transparency
  6. Strengthening of prevention efforts
  7. Protection against digital violence

1. Integration of the Istanbul Convention into German law

It is essential to explicitly implement the Convention’s provisions in German law and close existing legal gaps. This includes adapting criminal law to ensure that all forms of violence outlined in the Convention—such as psychological and economic violence—are clearly recognized as criminal offenses. When addressing sexual violence, the standard for assessing the credibility of survivors must not rely on the expression of contradictory will. The Istanbul Convention is unequivocal in its principle: Only yes means yes!

2. Comprehensive and sustainable support for survivors

Support for victims of patriarchal violence must be ensured nationwide and on a permanent basis. More women’s shelters, counseling centers, and specialized support services are needed—accessible to all, regardless of location or financial means. The federal and state governments must take responsibility and provide long-term funding for these essential services.

3. Support for vulnerable groups

Survivors with specific needs, such as those with disabilities, migrants, and refugees, require tailored protection and support services. The djb urges Germany to prioritize these groups by ensuring barrier-free access and multilingual assistance programs.

4. Comprehensive training for professionals

Professionals in healthcare, the judiciary, law enforcement, and social services must receive regular and intensive training on handling violence survivors. This is still not consistently in place across all sectors! The Istanbul Convention requires a sensitized and trained response to violence cases to prevent secondary victimization and ensure survivors’ access to protection and enforcement of their rights.

5. Improved data collection on violence against women

The djb calls for better data on violence against women*. Systematic data collection, particularly regarding the frequency and forms of violence, is essential to develop effective measures and evaluate the effectiveness of existing services.

6. Strengthened prevention efforts

The djb advocates for enhanced prevention through educational programs introduced early in schools and other educational institutions. Preventive measures must reach all levels of society, raising awareness about the causes and consequences of violence.

7. Protection from digital violence

Finally, digital violence—which often complements domestic violence—must not be overlooked. Appropriate legal frameworks are needed to provide better online protection for victims and hold perpetrators accountable.

The German Association of Women Lawyers calls on political actors to fully implement the Istanbul Convention and finally ensure effective protection of women and girls from violence in Germany. The implementation of the Istanbul Convention can no longer be delayed! Not one more!

Thank you.

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Speech: Frauen für Frauen e. V.

International Day Against Patriarchal Violence – November 25, 2024

Last Wednesday, as I read the 2023 Domestic Violence Report from the Federal Criminal Police Office (BKA), I was both horrified and, sadly, not surprised.
Those of us working in violence protection see daily how precarious the situation is for women, queer individuals, and their children affected by violence.
Yet, it is sobering to face the latest BKA statistics, which underscore that despite the tremendous efforts of feminist initiatives, staff at women’s and children’s shelters, and all colleagues working in violence prevention and protection, the situation is not improving.

On the contrary, conditions for women, queer individuals, and children experiencing violence are worsening:

  • 180,715 female victims of domestic violence
  • 52,330 female victims of sexualized violence
  • 360 femicides in 2023

This means that every three minutes, a woman in Germany experiences domestic and/or sexualized violence, and every day, there is an attempted or completed femicide. In every category of these cases, the overwhelming majority of suspects are male.

These figures represent only the visible cases—the so-called “known field,” i.e., incidents reported to or discovered by police. The unknown field is far larger and remains impossible to quantify fully.

Other groups affected by patriarchal violence, such as non-binary and trans people, are not recorded in the BKA’s report. Consequently, no statements can be made about their numbers, though we can assume they are similarly high. There is an urgent need for more inclusive data collection to create and expand appropriate and accessible safe spaces for all groups affected by violence beyond the binary system.

Violence against women and queers is by no means a private matter; it is rooted in patriarchal structures designed to perpetuate gender inequality and reinforce male dominance across all spheres.

In recent years, we have witnessed a significant rise in antifeminist tendencies in Germany (and globally), with antifeminism being used as a political strategy by conservative to far-right parties.
This political strategy plays a major role in the continued rise of violence against women and queers, and it has even led to a resurgence of societal justifications for such violence.

At the same time, the expansion of essential safe spaces, outpatient counseling services, and prevention work has stagnated—or worse, is being severely cut back.

Alongside their antifeminist agenda, parties like the CDU and AfD exploit topics like domestic and sexualized violence to promote their vile, racist narratives.
Their goal is not to protect women and queers affected by violence but to normalize topics such as “immigration bans,” “pushbacks at external borders,” “remigration,” and deportations to places like Syria and Afghanistan—carrying these inhumane ideas into mainstream discourse.

However, the BKA report clearly shows that 64% of male suspects are German men.
This statistic unequivocally confirms that domestic and sexualized violence is not an “imported” problem but one deeply rooted in patriarchal structures and misogynistic mindsets.

The current federal government, hampered by the Ministry of Finance’s blockade, has failed to pass the urgently needed Violence Assistance Act. I doubt that any future government—including those likely to involve parts of the above-mentioned antifeminist alliance—will prioritize this legislation.
This means:

  • Continued insecure funding for violence protection facilities, as municipalities are still not mandated to invest in violence protection, leaving it as a voluntary task.
  • No legal entitlement to a place in a women’s shelter for those affected by domestic and sexualized violence.
  • Continued non-implementation of the Istanbul Convention, ratified in Germany in 2018.
  • Survivors will continue to lack protection and assistance due to insufficient shelter and counseling spaces.
  • Survivors who cannot afford or secure funding for shelter housing costs remain excluded from protection.

Instead of urgently investing in the education, healthcare, and social systems in this country, we see hatred directed at refugees and accusations aimed at patriarchal and misogynistic structures in other countries—as if these didn’t exist in Germany.
But the BKA’s report makes it abundantly clear: Patriarchy kills worldwide—including in Germany!

I close with a quote from Christina Clemm:
“Using gender-based violence to spread racist narratives does not prevent gender-based violence; it fuels racism. What we need to promote is gender equality, regardless of origin or status.”

In this sense, Alerta!

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Speech: Phia e. V.

In June 2018, my cousin Sophia decided to hitchhike to celebrate her father’s birthday—my uncle. She got into the car of a man who later murdered her. Sophia died because she fiercely resisted her rapist. After he knocked her unconscious with a wrench, he took a 20-minute pause to „reflect“ before returning to end her life. The perpetrator was a father of three children. Married. Violent. “Better angry than sad,” Sophia wrote in her diary.

She had dreams, aspirations, plans. After completing her master’s degree, she wanted to travel along Europe’s borders on her motorcycle to engage with people. She stood against injustice, prejudice, and stereotyping. Sophia was killed because of her gender. Her murder is a profound, extreme expression of systemic gendered power imbalances. The perpetrator’s actions reflect a deeply ingrained societal problem.

I still remember standing on Kolonnadenstraße, where Sophia worked alongside her studies, calling 110 to report her missing. No one answered for minutes; I wasn’t redirected either. Only on my third attempt did an officer finally respond, instructing me to contact authorities in Bavaria. That was in June 2018.Today, six years later, assaults — some targeting young girls — are increasingly common on the Sachsenbrücke. I often ask myself: how many more incidents must occur before there’s finally a local emergency hotline for women, girls, and FLINTA (Female, Lesbian, Intersex, Non-Binary, Trans, Agender)? What more has to happen before meaningful action is taken—for safety and against violence? Better angry than sad. That anger has stayed with me, compelling me to question where we can truly be safe. The stagnation and, in some cases, regression in addressing these issues despite clear statistics is intolerable.

Although most femicides occur in domestic settings, the global threat to women increases daily. Online voices of hatred grow louder. Rights are being eroded. Misogynistic opinions are declared publicly. We live in a world where a man who boasts about committing sexual assault can be re-elected President of the United States. In Iran, women have been systematically erased from public life, stripped of their rights, and violently suppressed since 1979. Kurdish and Afghan women are rendered invisible and voiceless before our eyes. But we don’t even need to look that far to witness hatred and limitations directed at women. In Europe, far-right ideologies and toxic masculinity are on the rise. Traditional, binary gender roles are being glorified once again. It feels like fighting windmills, as though true equality isn’t desired. If it were, the Istanbul Convention would be fully implemented. We’d have laws that genuinely protect women from stalking and threats. Governments would prioritize shelters, education, equal pay, and free, accessible childcare. Instead, we live in a country that prides itself on being progressive, modern, and above all, safe. We view other nations with suspicion for imposing dress codes or banning women from speaking in public. Yet, every 48 hours, a woman in Germany is killed by a man simply because she is a woman. Christina Clemm said it clearly: “Nobody kills out of love, rapes out of desire, or abuses out of despair.”

The shame must always rest with the perpetrators. To quote Gisèle Pelicot: “The shame must stay with the men who commit these acts.” A recent case in France makes perpetrators visible — ordinary men who violated a defenseless woman repeatedly without her consent, rationalizing their actions as acceptable as long as her husband approved. Gisèle Pelicot’s courage has, for the first time, initiated a discussion about changing the legal definition of rape.

Last year, it was every third day—which was already too much. This year, the number has increased again. And we ask: where is the outrage? Where is the public debate? Where are the protests, the special broadcasts, the talk shows, and the documentaries? Why isn’t femicide being reported on? In Turkey, where three young women were killed by men in a single week this October, people—especially women—take to the streets for days, demanding change and increased protection. In Germany, there is no reporting, no mourning, no indignation. Instead, the first question often asked is about the perpetrator’s origins, as if violence against women were an imported problem. As if there were no German, no white men who control, abuse, and kill their partners. It is our responsibility as a society to protect women. This task must be an absolute priority. Women should not have to live in fear of violence. They should be able to leave their homes after dark—or return home—without feeling mortal dread.

On November 19, the Federal Criminal Police Office (BKA) released its situation report for 2023. The overall number of femicides increased by 7% compared to 2022 (to 360), and the number of partner-related femicides rose by 16% (to 155). Every day in 2023, over 140 women and girls were victims of sexual offenses—half of them minors. This number increased by 6.2% compared to the previous year. Human trafficking rose by 6.9%. Domestic violence by 5.6%. Digital violence, hate, threats, and intimidation increased by 25%—with 17,193 reported cases.

The release of the BKA report has made one thing clear: the internet has also become a dangerous non-place. Any woman speaking publicly is subjected to massive intimidation, insults, and threats. This doesn’t just apply to political voices but also to those in the arts, culture, activism, and social spheres. The artist Sophia Süßmilch and the director Florentina Holzinger have recently drawn attention to the hateful comments they’ve received for their work, culminating in calls from the CDU to close exhibitions.

The walls are closing in around us. Spaces are shrinking. But what we need are more public spaces — for feelings, discussions, and protection. Education and prevention are key to creating change. What good are safety measures if they only come into play after the fact? We need lessons or action days on the topic of „domestic violence“ to raise awareness among students about this critical issue early on. Education saves lives by helping individuals recognize violence and respond to it. Such an approach to education is essential for preventing domestic violence, better protecting women and victims, and developing strategies for intervention. It’s not just about protecting victims but also reaching potential perpetrators—showing them the gravity of their actions and making them understand the consequences of their behavior.

We need allies. We need men who raise their voices loudly with us. Men who understand that as long as we are not free, neither are they. We need men who realize they are both part of the problem and part of the solution. Men who stand with us and begin to eliminate violence against women and girls once and for all — using proven and appropriate tools: education, funding, understanding, accountability, and support.

It is crucial that we return to a practice of solidarity, where we claim spaces and create places: protected spaces, gathering places, memorial places. Spaces to protect and watch over each other. Spaces where we can exchange ideas, be angry and stand in solidarity, mourn but also dream. Spaces where we can come together, build organized structures, and protect them. Places and spaces where the night no longer scares us, and darkness no longer radiates danger.

Better angry than sad — this anger unites us today. Anger at the existing conditions that are growing tighter and more restrictive. Let us channel this anger into a flood. Let us strive to connect empathetically and steadfastly, and to meet the current challenges in powerful, courageous, and determined waves. Let us become a sea of countless small, steadily moving drops that come together to form an unstoppable flood. A flood that tears down what stands in its way. A flood that clears paths and creates new spaces. Let us be the flood. Until it happens #NOTONELESS.

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Speech: FemStreik

Hello, we are the Feminist Strike Leipzig, and we are here today to mark the International Day for the Elimination of Patriarchal Violence.

Before we begin, we want to issue a trigger warning. This speech will address gender-based and sexualized violence, as well as violence in relationships, femicides, suicides, queerphobia, and racism. If these topics are currently too distressing for you, please feel free to step out of earshot or seek support elsewhere. (Pause for 20–30 seconds.)

We are here today to draw attention to the massive scale of patriarchal violence. Let us not forget: patriarchal violence is not an individual problem – it is systemic. It is deeply rooted in our societal structures and manifests in countless forms: domestic violence, sexualized violence, psychological violence, economic dependence, and structural discrimination.

Here are some facts and figures to consider:

According to the latest report from the Federal Criminal Police Office, gender-based violence has increased by 56% in recent years. In 2023 alone, 360 women and girls were killed by a partner or ex-partner – that’s nearly one femicide every single day!
Every three minutes, a woman experiences domestic violence. Every day, 140 women are subjected to sexualized violence.
Other groups affected by patriarchal violence, such as non-binary and trans individuals, are not accounted for in these statistics, rendering their experiences invisible.
Additionally, these figures only represent reported cases. With an estimated reporting rate of just 10%, the actual numbers could be ten times higher.

These shocking figures are not just statistics. They represent people, shattered lives, and suffering that could have been prevented. Gender-based violence is a grim reality for many.

Violence occurs everywhere: in families, in partnerships, on the streets, at workplaces, and online. No sphere of life is free from it. At the same time, patriarchal violence is often reduced to cisgender women, while other affected groups remain invisible. But all FLINTA persons – that’s women, lesbians, intersex, non-binary, trans, and agender people – are impacted.
Today, we are making one thing clear: Violence affects all of us, and we will not leave anyone behind!

Patriarchal violence impacts FLINTA individuals across all parts of society, but its effects are not the same for everyone. We must recognize the intersectional dimensions of this violence: FLINTA individuals who also experience racism, ableism, classism, or other forms of discrimination face particularly complex and often invisible forms of violence.

Access to shelters and safe spaces is especially challenging for marginalized groups. Survivors who don’t receive social benefits must pay a daily fee for shelter, which is financially impossible for many. Additional barriers exist for people without valid residency permits, without permanent housing, or for queer individuals, as some shelters cater exclusively to cisgender women. People with substance use disorders or disabilities also often receive inadequate support.

FLINTA individuals with migration backgrounds or refugee experiences are particularly dependent on shelters, as they often lack social networks or face immense pressures due to insecure residency statuses, which are often tied to their partners. The high number of migrant women in shelters highlights that this violence stems from structural inequalities – not from a supposed “culture.” Meanwhile, patriarchal violence is frequently weaponized by racist narratives. Right-wing actors use it to stigmatize people with migration backgrounds and perpetuate prejudices. It’s critical to understand the rise in reported cases within the context of increased willingness to report, rather than solely an increase in violence, to counter these racist narratives.
These actors are not interested in protecting FLINTA individuals but in entrenching their racist and nationalist ideologies.

A queer feminist and intersectional approach makes it clear: Our fight against patriarchal violence is also a fight against racism, classism, and ableism. It’s not enough to condemn individual acts of violence. We must dismantle the structures that enable it – from racist immigration laws to underfunded shelters, societal prejudices, and every other form of misogynistic nonsense!

Patriarchal violence is a global crisis. Let’s take a look around the world:

  • In Iran, a courageous student recently resisted the patriarchal dress codes imposed by the regime, only to be forcibly committed to a psychiatric institution. The regime plans to expand this practice as a widespread repressive measure.
  • In Afghanistan, women and girls have suffered one of the greatest rollbacks of rights in modern history since the Taliban took power in 2021. They are systematically excluded from education, work, medical care, and public spaces.
  • In Sudan, over 130 women and girls recently took their own lives en masse to escape unimaginable violence in the ongoing conflict.
    Globally, patriarchal violence and its intersections with war, repression, and systemic oppression are evident. That is why it is essential that we stand together and reject attempts to pit one form of suffering against another.

Let us now turn to the legal situation in Europe:
The Istanbul Convention is an international treaty adopted in 2018 by the Council of Europe to combat gender-based violence. While it is legally binding, its implementation is woefully inadequate. For instance, Saxony is short more than 240 places in shelters, according to the agreed standard. Survivors are often turned away due to lack of capacity.
Although Saxony signed a commitment to implement the Istanbul Convention within the next three years, no funding has been allocated in the 2025 budget. Basic rights to live free from violence still have to be fought for. We demand support for survivors without barriers or financial burdens, more shelters, and belief in survivors. We demand a life free of violence for everyone!

This call also goes out to the cisgender men present here today. The data is clear: 95–98% of perpetrators in all documented forms of violence are men.
We urge you to take action against violence and discrimination toward FLINTA persons. Violence prevention is also your responsibility. It is not enough to avoid being a perpetrator. Take an active stand against toxic masculinity and patriarchal structures. Challenge your privileges, call out injustices, and support marginalized genders in their fight. Show solidarity – not just today, but every day. Take responsibility, and believe survivors, even if it means distancing yourself from perpetrators in your circles.

To all survivors: We believe you. You are not alone. We must support and empower one another. FLINTA spaces offer protection and solidarity, and networks are available to help you. Use resources such as hotlines or local support services.

Let’s make the voices of survivors heard and create space for them. Let us expose and dismantle the structural inequalities that lead to violence. Patriarchy, racism, classism, ableism, and all other forms of oppression that enable this violence must be destroyed.
We demand a life without fear and violence – for everyone. Let’s live solidarity every day.

Today, we raise our voices for countless FLINTA individuals who have experienced violence.
Let us stand together in solidarity and build a future where patriarchal violence – and violence in general – have no place. Together, we are strong, against the state and the patriarchy.

Thank you.